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BAföG-Digital – lange Wartezeit beim Antrag

Wartezeit wegen BAföG Digitalisierung

Das läuft nicht rund. BAföG zu beantragen, ist angesichts des Papierbergs und des komplizierten Regelwerks bereits ein Kraftakt; dann noch Monate auf die erste Zahlung warten zu müssen, eine weitere, nervenaufreibende Belastung. Eigentlich sollte die Digitalisierung der Vorgänge Abhilfe schaffen. Doch statt weniger Arbeit beschert das neue System den zuständigen BAföG Ämtern zusätzliche Aufgaben, damit noch mehr Aufwand und für die betroffenen Studierenden eine noch längere Wartezeit.

Forderung nach E-Akte und E-Bescheid

Recherchen von „funk“, dem jungen Angebot von ARD und ZDF, zufolge sind die Studentenwerke in Deutschland aufgrund der Digitalisierung der BAföG-Anträge völlig überlastet. In Kombination mit Krankenstand und Fachkräftemangel braut sich da ein riesiges Problem zusammen, das die Regierung zügig in Angriff nehmen muss – fordert das Deutsche Studentenwerk. Ziel müssten eine E-Akte und E-Bescheide sein, um eine schnellere Bearbeitung und bessere Kommunikation zu ermöglichen. Sachsen-Anhalt ist diesbezüglich bereits sehr weit und möchte 2023 mit einer E-Akte aufwarten.

Wartezeit von fünf und mehr Monaten

Bis dahin mehren sich die Beschwerden und Nachfragen. Gegenüber „funk“ äußerte sich Daniel G., dass er bereits fünf Monate warte, einige seiner Bekannten sogar noch länger. Für Studierende, deren Eltern sie nicht unterstützen können und die kein solides finanzielles Polster haben, ist das ein echtes Problem. Gerade zu Semesterbeginn summieren sich die Ausgaben und ist die staatliche Leistung nach dem BAföG für viele ein wichtiger Baustein, um überhaupt das Wunschstudium aufnehmen zu können.

99 Prozent der Anträge sind nicht vollständig

Die Schwierigkeiten beim BAföG fangen laut Recherchen bereits mit dem Antrag an. Eine Sachbearbeiterin aus Rheinland-Pfalz erklärte: „Wir haben etwa einen Antrag unter 200, der vollständig ist.“ Das Deutsche Studentenwerk bestätigt diese Zahlen. 99 Prozent der Papier-Anträge seien unvollständig.

Online-Anträge müssen erst ausgedruckt werden

Besserungen hatte man sich von der Digitalisierung versprochen, die im September 2021 startete. Doch die 57 Studenten- und Studierendenwerke haben seither noch mehr zu tun. Der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, Matthias Anbuhl, nennt den Grund: „Die BAföG-Ämter der Studierendenwerke müssen die online eingereichten BAföG-Anträge der Studierenden händisch ausdrucken.“ Dafür habe man eigens Personal einstellen müssen und zusätzlich einen enorm hohen Papierverbrauch. „Das ist Digitalisierung ad absurdum“, so Anbuhl.

Genehmigung dauert bis zu drei Monate

Die Folge: Es dauert zwei bis drei Monate, ehe ein vollständiger Erstantrag genehmigt werden kann. Hinzu kommen mehrere Wochen, bis das Geld tatsächlich auf dem Konto ist. Denn die Förderung wird Ende des Monats für den Folgemonat im Voraus überwiesen. Unter dem Strich heißt das: Es sind inzwischen nicht mehr nur Einzelfälle, in denen Betroffene erst nach einem halben Jahr ihr BAföG auf dem Kontoauszug sehen.

Es fehlt an Kommunikationsmöglichkeiten

Dadurch komme es zu immer mehr Nachfragen, die aber nicht per E-Mail, sondern aus Gründen des Datenschutzes schriftlich beantwortet werden müssten und noch mehr Arbeit verursachten. „Es fehlt an einer Plattform, um verschlüsselt mit den Studierenden kommunizieren zu können“, erklärt Matthias Anbuhl. Er setzt daher auf die E-Akte und eine zügige Umsetzung durch die Wissenschaftsministerien.

Titelbild: Collin Quinn Lomax / shutterstock.com